Restaurierung auf der Grundlage von Orgelarchäologie
Bevor wir eine Orgel restaurieren, untersuchen wir sie (ihr Gehäuse und ihre Bestandteile) eingehend. Wie waren Einzelteile angebracht? Lassen sich Hinweise wie kleine Nagellöcher oder Verfärbungen finden? Wie hängen die Bestandteile zusammen? Welche Aufschriften finden sich? Durch diese Detektivarbeit im Verbund mit unseren historischen und musikalischen Kenntnissen und bestehender Archivforschung können wir exakt herausfinden, wie die Orgel aufgebaut war. Diese Arbeit nennen wir auch Orgelarchäologie. Die solcherart gewonnenen Erkenntnisse bilden die Grundlage für die (Entscheidungen im Zuge der) Restaurierung.
„Je größer die Palette an historischen Erfahrungen und Kenntnissen ist, desto einfacher wird es, die historischen Bestandteile der Orgel zu erkennen und zuzuordnen.“
Im Dienste des Denkmals
Die Restaurierung eines denkmalgeschützten Instruments erfordert, daß wir uns ihm dienstbar machen. Schließlich wollen wir das Instrument nicht nach eigenem Gutdünken verbessern oder schöner machen. Vielmehr wollen wir die besonderen Eigenschaften der Orgel, das ihr eigene Klangidiom, ihre grundlegenden Werte vollumfänglich beibehalten bzw. wiederherstellen. Also bedienen wir uns bei jeder Orgel unserer Erkenntnisse, unseres umfassenden Wissens und unserer Erfahrungen mit den verschiedensten historischen Orgeltypen.
„Der Klang ist charismatisch, emotional und poetisch. Dank der Restaurierung durch Flentrop gewann die Orgel an Aussagekraft.“
Berater Aart Bergwerff, Hinszorgel Bolsward
Materialwahl aus historischer Sicht
Die Materialauswahl passen wir sorgfältig an die bestehenden Materialien und die historischen Begebenheiten an. Weist das Instrument Pfeifen verschiedener Orgelbauer und Zeiten auf? Dann untersuchen wir genau, wie die Materialien gehämmert, gegossen, poliert oder geschabt sind. Wir ermitteln die Dicken und ihren Verlauf, die Oberflächenbehandlung und die Zusammensetzungen. Haben wir die Materialien exakt erfaßt, dann können wir bestimmen, wie wir sie am besten restaurieren. Dieses Wissen dient uns zudem in der Werkstatt dazu, den Herstellungsverfahren der Originalmaterialien so nahe wie möglich zu kommen. So gießen wir seit 2008 in Sand.
In Mölln sahen wir, daß die Pfeifen von Köster quer geschabt waren, die von Scherer dagegen längs. Die Pfeifen von Stellwagen waren mit sehr scharfem feinem Schabeisen geschabt, das gotische Pfeifenwerk war mit großen tiefen Hammerschlägen grob gehämmert und in alle Richtungen grob geschabt. Diese Einsicht in die Merkmale der Materialien half uns auch, die aufschriftlosen Pfeifen auseinanderzuhalten. In unserer Werkstatt haben wir sodann das Material für jeden der historischen Orgelbauer gesondert und auf seine Weise hergestellt. So daß es in jeder Hinsicht dem historischen Pfeifenwerk entspricht und so klingt.
Vorgehen bei der Restaurierung
Schauen und Hören
Analyse und Plan
Zerlegung
Instandsetzung laut Plan
Wiederzu- sammenbau
Intonation und Klangverdelung
Durchführungsrichtlinie anerkannte Restaurierungsqualität
Bei all unseren Restaurierungsprojekten arbeiten wir gemäß der (weltweit) anerkannten Durchführungsrichtlinie historische Orgeln der Stiftung Anerkannte Restaurierungsqualität Denkmalpflege (uitvoeringsrichtlijn historische orgels van de Stichting Erkende Restauratiekwaliteit Monumentenzorg) (URL 7010 der ERM). Flentrop trug aktiv zur Erstellung dieser Richtlinie bei. Diese weltweit anerkannte Methode gewährleistet, daß der Ist-Zustand der Orgel ordentlich erfaßt und bei der Restaurierung sorgfältig abgewogen wird, wann zu konservieren, zu reparieren oder zu korrigieren ist. Damit die Orgel ihre wiedergewonnene Frische lange bewahrt, wird auch dem Umgebungsklima Aufmerksamkeit geschenkt.
Kontakt
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